Mehr Frauen in die Trägerschaften!

Der Ruf nach mehr Frauen in Trägerschaften, gerade auch in Verwaltungsräten von Schweizer Firmen, wird immer lauter. Nach dem Frauenstreik von 2019 hat nach dem Nationalrat auch der Ständerat der «weichen» Geschlechterquote für börsenkotierte Unternehmen zugestimmt. Inskünftig müssen diese Unternehmen begründen, weshalb der Frauenanteil in ihrem Verwaltungsrat unter 30 Prozent liegt und welche Gegenmassnahmen geplant sind.

Momentan erfüllen die wenigsten Schweizer Firmen diese Vorgaben. Gemäss der BDO-Verwaltungsratsstudie waren 2017 nur gerade 12 Prozent der Verwaltungsräte in grösseren Firmen weiblichen Geschlechts.

Frauenanteil in Trägerschaften sozialer und sozialmedizinischer Institutionen

Und wie sieht es in den Trägerschaften von sozialen und sozialmedizinischen Institutionen aus? Der Frauenanteil in Vereinsvorständen, Stiftungsräten und Verwaltungsräten solcher Organisationen wurde bisher nicht systematisch erhoben. Einen Hinweis gibt die erwähnte BDO-Studie: Im Jahr 2017 betrug der Frauenanteil von Verwaltungsräten in der Branche Gesundheit, Kultur und Sport 20 Prozent. Es ist anzunehmen, dass der Frauenanteil in Vereinsvorständen solcher Institutionen eher höher und in prestigeträchtigeren Stiftungs- und Verwaltungsräten ähnlich tief sein dürfte.

Unconscious Bias: Frauen wird weniger zugetraut als Männern

Gründe für die markante Untervertretung von Frauen in Trägerschaften gibt es viele; einer soll hier kurz beleuchtet werden. Gemäss Gudrun Sander, Professorin für Diversity Management an der Universität St. Gallen, werden die Leistungen von Frauen und Männern immer noch unterschiedlich wahrgenommen. Frauen wird häufig weniger zugetraut als Männern. Die wenigen Frauen in Top-Führungspositionen stehen unter höchster Aufmerksamkeit und werden stärker abgestraft als Männer in solchen Rollen. Diese subtilen Abwertungsprozesse werden im Fachjargon «Unconscious Bias» genannt und können bei der Einstellung und Beförderung von Mitarbeitenden wie auch bei der Rekrutierung von Trägerschaftsmitgliedern eine negative Wirkung auf den Frauenanteil zeigen.

Frauen passen ihre Karriereerwartungen nach unten an

Aufgrund der erlebten subtilen Abwertung in der Arbeitswelt passen Frauen ihre Karriereerwartungen häufig nach unten an, wie eine weltweit durchgeführte Studie von McKinsey&Company aus dem Jahr 2016 zeigt. Während fast die Hälfte der befragten Männer, welche eine Top-Position anstreben, davon überzeugt ist, sie auch erreichen zu können, glaubt nur ein Viertel der Frauen, die angestrebte Top-Position erlangen zu können. Daraus kann leicht ein Teufelskreis resultieren: Weil Frauen aufgrund ihrer Erfahrungen viel weniger davon überzeugt sind als Männer, eine Führungsposition erreichen zu können, passen sie ihre Karriereerwartungen nach unten an, was wiederum die Führungskräfte darin bestärkt, dass Frauen keine Karriere machen wollen und besser nicht befördert werden…...

Karrierepläne von Frauen aktiv unterstützen

Um den Frauenanteil in Trägerschaften zu stärken, braucht es deshalb neben Massnahmen wie Quoten oder familienexterner Kinderbetreuung auch Angebote, welche Frauen in ihren Karriereplänen aktiv unterstützen. Für Frauen, welche ein Mandat in einem Verwaltungs- oder Stiftungsrat oder in einem Vorstand einer sozialen oder sozialmedizinischen Institution anstreben, kann der Besuch einer Weiterbildung für Trägerschaftsmitglieder eine solche Unterstützung bieten.

Elisabeth Bauer, Dr.oec.HSG, dipl. Sozialarbeiterin

Weiterbildungsangebote
Weiterbildungsangebote für Trägerschaften

Kontakt
Katrin Steger, Bildungsbeauftragte Führung/Management, 041 419 72 52 | E-Mail